Kurzbiografie
Otl Aicher wurde am 13. Mai 1922 in Ulm geboren. Da er sich weigerte, der Hilterjugend beizutreten, wurde ihm sein Abitur 1941 aberkannt und er wurde gezwungen, als Soldat nach Frankreich und Russland in den Krieg zu ziehen.
Auf sein Anraten hin gründete seine Frau 1946 die Ulmer Volkshochschule. Im gleichen Jahr begann Aicher ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München, entschied sich jedoch recht schnell dafür, wieder auszusteigen.
Von 1948 bis ´55 führte er sein erstes eigenes Grafikbüro in Ulm und half mit bei der Planung von Projekten der Hochschule für Gestaltung in Ulm.
Am 01. Juni 1952 heiratete er Inge Scholl, deren Geschwister Hans und Sofie dem Nationalsozialismus zum Opfer vielen.
Als Dozent für die Abteilung „Visuelle Kommunikation“ war er von 1953 bis ´68 an der HfG tätig. Eine Zeit lang übernahm er sogar den Rektorposten dort.
1967 schließlich setzte er sich gegen alle weiteren Bewerber durch und erhielt den Auftrag, die Olympischen Spiele ´72 in München zu gestalten.
Danach siedelte er über nach Rotis ins Allgäu, wo er das „Rotis Institut für analoge Studien“ gründete, in dem er auch seine Schriftfamilie mit dem Namen der neuen Heimatstadt entwickelte.
Am 01. September 1991 starb Otl Aicher an den Folgen eines Unfalls.
Piktogramme
Die Piktogramme, die heute in internationaler Verwendung sind, wurden von dem großen deutschen Designer Otl Aicher eigens für die Olympischen Spiele 1972 in München kreiert. Seine extra für die Spiele ´72 entwickelte Bildsprache sollte der Welt ein positives Image von Deutschland vermitteln – keine leichte Aufgabe nach den Olympischen Spielen von 1936.
Mit eben diesen Piktogrammen revolutionierte Aicher, der zuweilen auch “father of the geometric man” genannt wird, alle bis dahin üblichen Kommunikations-Konzepte. Er hat die Abbilder der Menschen und Sportler streng geometrisiert und auf ein Minimum reduziert. Dadurch ist es ihm gelungen, auch für komplexere Disziplinen ein Symbol zu finden, das Jeder international und ohne großen Lernprozess intuitiv verstehen kann.
Heute sind seine Bildsymbole fester Bestandteil unserer visuellen Welt. Ihr könnt sie überall finden: auf Hinweisschildern, auf Webseiten oder als Bestandteil von Orientierungssystemen an Bahn- und Flughäfen. Aichers Piktogramme sind nicht mehr wegzudenken aus unserem Alltag.
Parallelen zum aktuellen Trend des Flat Design
Aktuell hört man schon fast an jeder Ecke von „Flat Design“ – einem gestaltungstechnischen Trend, der auf Übersichtlichkeit durch Reduktion und Schlichtheit setzt, statt auf den wirklichkeits-imitierenden Skeuomorphismus, der vor Allem auch von Apple publik gemacht wurde.
Doch so aktuell ist diese Modeerscheinung eigentlich gar nicht. So hat sich zum Beispiel Otl Aicher bereits vor Jahrzehnten mit dem Thema „Vereinfachung in der grafischen Gestaltung“ auseinander gesetzt, als er mit der Aufgabe betraut wurde, das gesamte Corporate Design der Olymischen Spiele von ´72 zu leiten.
Er hat die unglaubliche Herausforderung bewältigt, mit seinem Team ein international verständliches Kommunikationssystem zu entwickeln, das jeder Olympia-Teilnehmer sofort verstehen konnte, ganz gleich welcher Nationalität oder Bildungsklasse.
Das macht Aicher für uns zum Visionär und großen Idol, denn er war seiner Zeit weit voraus und hat bis heute seine internationale Präsenz beibehalten. So hat etwa Markus Rathgeb erst kürzlich ein englisches Nachschlagewerk verfasst zum Leben und Wirken Otls. Falls Euch nun auch das Aicher-Fieber gepackt hat, dann findet Ihr dort noch detailliertere Infos, auch über die Zeit vor und nach ´72. Wir hoffen, Euch hat unser kleiner Off-Topic-Artikel gefallen. Wenn Ihr mehr von dieser Kategorie lesen wollt, schreibt‘s doch einfach in die Kommentare!
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